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Lernpsychologie – Warum du gerade jetzt am Ball bleiben solltest!

Das Corona-Virus hat unser Land fest im Griff. Vielerorts herrscht absoluter Stillstand. Das gilt auch für weite Teile des Bildungssystems. Alle bundeseinheitlichen schriftlichen Prüfungen der Höheren Berufsausbildung, wie etwa die der Handelsfachwirte und Wirtschaftsfachwirte, wurden bis einschließlich Mai 2020 abgesagt. Alle schriftlichen Prüfungen, die ab dem 01. Juni 2020 terminiert sind, sollen jedoch wie geplant stattfinden (Stand: 03.04.2020). Jetzt die gute Nachricht:

Die neuen Termine der abgesagten Prüfungen stehen fest!

Die Prüfungen zum geprüften Handelsfachwirt IHK Teil 1 und Teil 2, ursprünglich geplant am 26. u. 27.03.2020, wurden verschoben auf  den 02. und 03. Juli 2020*.

Die Prüfung der wirtschaftsbezogenen Qualifikationen (betrifft u. a. Wirtschaftsfachwirte), ursprünglich geplant am 16.03.2020, wurde verschoben auf den 22.06.2020*.

*vorbehaltlich der weiteren Entwicklung der Corona-Situation.
Quelle: https://www.dihk-bildungs-gmbh.de/pruefungstermine/

Nachdem die Prüfungen aufgrund der Corona-Situation abgesagt wurden, waren viele von euch zu Recht etwas frustriert und demotiviert. Die viele Zeit der intensiven Vorbereitung schien auf einmal vergebens. Aber halt, damit all das mühsam antrainierte Wissen nicht verloren geht, ist es gerade jetzt umso wichtiger, dass in deinem Kopf kein Stillstand herrscht! Nutze die Chance, um den Lernstoff noch einmal richtig zu festigen.

Positiver Nebeneffekt: Du nutzt den Corona-Stillstand produktiv, hältst deinen Kopf klar und bist nach dem Ende der Krise besser vorbereitet als zuvor. Heute möchte ich einen Ausflug in die Lernpsychologie machen und dir erklären, warum die Wiederholung von erlerntem Stoff so wichtig ist und welche Konzepte mit möglichst wenig Aufwand zum Erfolg führen.

Wiederholung ist die Mutter der Studien

Schon die Römer wussten zu sagen: „Repetitio est mater studiorum“ – „Wiederholung ist die Mutter der Studien.“ Damit erkannte schon der römische Dichter Horaz, was wir heute durch die Erkenntnisse aus der Gehirnforschung und Lernpsychologie wissen. Wichtige Informationen, die wir beispielsweise für unseren Beruf benötigen, müssen ins Langzeitgedächtnis gelangen.

Nur dann sind sie, wenn es zum Beispiel bei einer Prüfung darauf ankommt, verlässlich abrufbar. Um Informationen dauerhaft im Langzeitgedächtnis zu verankern, bedient sich unser Gehirn der sogenannten synaptischen Plastizität bzw. Neuroplastizität. Bei diesem Prozess werden die neuronalen Netze im Gehirn langfristig und dauerhaft umgebaut. Oder einfacher gesagt, die Informationen wandern vom Kurzzeitgedächtnis in das Langzeitgedächtnis.

Damit das passiert, muss allerdings ein wenig Aufwand betrieben werden. Dabei gilt, je häufiger und regelmäßiger dein Gehirn mit spezifischen Informationen konfrontiert wird, desto schneller und tiefer graben sich die Informationen ein. Stell es dir vor wie einen Trampelpfad auf dem Uni-Campus, der lauffaulen Studierenden ein paar Meter einspart. Je mehr Studierende diesen Weg benutzen, desto breiter und fester wird der Pfad.

Unser Gehirn entwickelt aus einem häufig genutzten Trampelpfad schnell eine Datenautobahn.

In der Gehirnforschung spricht man davon, dass das regelmäßige Wiederholen von Lerninhalten den Hippocampus dazu bringt, Gelerntes häufiger an die sogenannten Assoziationsareale in der Großhirnrinde zu schicken. So verankern sich Informationen sicher im Langzeitgedächtnis und bleiben dort für Jahre.

Warum du jetzt nicht die Füße hochlegen darfst

Auch wenn die Prüfungen um ein paar Monate nach hinten verschoben worden sind, ist das nicht das Signal, um den Lernstoff gegen Netflix-Sessions einzutauschen. Unser Gehirn ist „leider“ sehr dynamisch und effizient. Informationen, die als irrelevant eingestuft werden, fliegen wieder aus dem Speicher.

Das gilt auch für noch nicht ausreichend gefestigten Lernstoff für deine Fachwirtprüfung. Legst du jetzt in der trügerischen Sicherheit des Prüfungsaufschubs den Schongang ein, geht das Gelernte verloren. Aus deinen Datenautobahnen werden wieder Trampelpfade.

Das bedeutet, dass du dir das Wissen für deine Prüfung in einigen Monaten zu einem Großteil noch einmal neu aneignen musst. Das wäre nicht nur schade um die viele Freizeit. Du missachtest gleichzeitig das Effizienz-Prinzip. Durch regelmäßiges Wiederholen kannst du mit wenig Aufwand dein Wissensniveau halten und ausbauen.

Clever wiederholen mit minimalem Aufwand

Wenn dir der Lernstoff für deine Prüfung regelmäßig präsent ist, bleibt die Datenautobahn erhalten. Daher muss das Gelernte in größeren Abständen permanent wiederholt werden. Dazu haben die Neurowissenschaftler Escher und Messner ein Schema entwickelt. Dieses sieht vor, dass die Wiederholungsintervalle angefangen vom erstmaligen Erlernen des Stoffes bis hin zur Festigung immer länger werden.

Wichtig für den optimalen Lernerfolg ist laut den Erkenntnissen der Neurowissenschaften, dass die Informationen komprimiert verarbeitet werden. Sowohl unsere DIN A6 Lernkarten als auch die Lernkarten-App eignen sich damit ideal für das Wiederholen der einzelnen Themenbereiche für deine Prüfung zum Handelsfachwirt der IHK. Du kannst dich bei der Wiederholung des Stoffs nach folgendem Schema richten:

  • Erstmaliges Erlernen
  • Wiederholungsdurchgang (ca. 10 Minuten später)
  • Wiederholungsdurchgang (ca. 30 Minuten später)
  • Wiederholungsdurchgang (ca. 60 Minuten später)
  • Wiederholungsdurchgang (ca. 24 Stunden später)
  • Wiederholungsdurchgang (ca. 72 Stunden später)
  • Wiederholungsdurchgang (ca. 7 Tage später)

Mit diesem Schema trainierst du dein Gehirn darauf, die Inhalte trotz immer größerer Abstände  sicher abrufen zu können. So kann sich der Stoff mit der Zeit festigen. Ab dem 6. Wiederholungsdurchgang reicht in der Regel das wöchentliche Wiederholen des Lernstoffs aus, um den Wissensstand zu erhalten. Kurz vor der Prüfung solltest du die Frequenz wieder etwas hochfahren.

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Alle Inhalte dieses Artikels und mehr findet ihr auch in unserer praktischen Lernkarten-App oder unseren klassischen DIN A6  Lernkarten

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Knackige Lernsprints sind besser als Lernmarathons

Ein weiterer Punkt, der für kurze Wiederholungen anstatt langer, mühevoller Lernsessions spricht, ist der sogenannte Recency-Effekt (Nachhall-Effekt). Was dahinter steckt? Ist dir schon einmal aufgefallen, dass die letzten Informationen, die du gelernt hast, auch am besten hängenbleiben? Das ist der Nachhall.

Hier hat das Gehirn die Möglichkeit, das Wiederholte im Gedächtnis zu verankern, ohne dass es durch neue Informationen überlagert wird. Durch kurze Wiederholungseinheiten mit relativ vielen Pausen lässt sich der Effekt optimal ausnutzen. Hier kannst du zwischen zwei Arten von Pausen unterscheiden:

  • Kurzes Durchschnaufen: Spätestens alle 30-40 Minuten solltest du eine Verschnaufpause einlegen, damit dein Gehirn „durchatmen“ und die Datenautobahn ausbauen kann. Je faktenlastiger du lernst, desto länger sollte die kurze Pause sein. Eine Unterbrechung von 2-5 Minuten ist ideal.
  • Längere Pause: Alle 90-120 Minuten solltest du dir zudem eine Auszeit von 15-30 Minuten gönnen. Das verschafft deinem Gehirn noch mehr Luft, um die Datenmenge effizient zu sortieren und Verknüpfungen für das in Prüfungen wichtige Transferwissen zu schaffen.

Die besten Tipps für mehr Lernerfolg durch effizientes Wiederholen

Auch beim Wiederholen gilt: So viel wie nötig, so wenig wie möglich. Das Lernen soll schließlich effizient sein. Mit einigen simplen Kniffen kannst du dir sowohl das Erlernen als auch das Wiederholen des Lernstoffs deutlich einfacher machen – und das sogar im Schlaf!

Die Lernpsychologie ist hier eindeutig – je mehr Sinne wir beim Lernen einsetzen, desto besser verankern sich Informationen und Zusammenhänge im Langzeitgedächtnis. Hier reicht es bereits aus, wenn du dir die Fragen und Antworten aus der App oder den Lernkarten nicht nur ansiehst, sondern auch laut vorliest. Das mag auf etwaige Mitbewohner eventuell komisch wirken – für den Lernerfolg jedoch ist es ein Segen.

Ja, auf den Lernkarten stehen vorformulierte Antworten. Nutze diese am besten zur Faktenkontrolle und lerne sie nicht stur auswendig. Viel wichtiger ist, dass du verstehst, was du wiederholst. Am besten geht das, indem du laut freie Antworten formulierst. Denke dir dazu auch „live“ eigene Beispiele aus, so als würdest du vor einer Klasse von Schülern oder Studierenden dozieren.

Bewegung ist gut für die Lernfähigkeit des Gehirns. Das gilt aber nicht nur für Ausdauersport. Umherzulaufen während des Wiederholens des Stoffs, ruft bei vielen Menschen einen sogenannten „Flow-Zustand“ hervor, durch den der Lernstoff noch tiefer in das Unterbewusstsein vordringt. Karteikarten, die du im flotten Gang kompakt hintereinander abarbeiten kannst, sind hier natürlich besser geeignet als Bücher und Blocknotizen.

Handelsfachwirt_IHK_Flying_LernkartenBesonders komplexe Themen, Begriffe und Zusammenhänge lernst du am besten durch ständige Präsenz. Ein uralter Trick beim Lernen mit Karteikarten ist auch heute noch unübertroffen: Klebe die Lernkarten an einen bestimmten Ort in deiner Wohnung. Zum Beispiel über die Spüle, gegenüber der Toilette oder an den Badezimmerspiegel.

Das hat zwei Vorteile: Erstens, du wirst ständig unbewusst mit dem Stoff konfrontiert. Und zweitens: Durch die Verbindung mit dem Ort baut sich dein Gehirn eine Eselsbrücke, die dir beim Abrufen der Informationen hilft. Liest du in der Prüfung also „FIFO“, denkst du „Toilette“ und kannst abrufen, was es mit dem „First in First out“-Prinzip auf sich hat.

Plane deine letzte Lern-Session für den Tag direkt vor dem Zubettgehen. Auch hier kommt der Recency-Effekt in besonders starker Form zum Tragen. Dein Gehirn hat nun Zeit, die zuletzt gelernten Informationen besonders zu festigen. Diesen Trick kannst du dir auch am Abend vor der Prüfung nochmals zunutze machen, falls doch etwas noch nicht zu 100 Prozent sitzt.

Wie du siehst, ist das regelmäßige Wiederholen eine starke Waffe, um Lernstoff effektiv im Langzeitgedächtnis zu verankern. Probiere es einfach aus. Du wirst sehen, dass du mit wenig Aufwand deinen jetzigen Wissensstand halten, und für die Prüfung sogar noch deutlich ausbauen kannst. Los geht’s, nutze den ungewollten Aufschub produktiv und lege den Grundstein für eine erfolgreiche Prüfung zum Handelsfachwirt oder Wirtschaftsfachwirt. Bedenke: 3 Monate sind schnell vorüber!

All diese relevanten Inhalte für die Prüfungen zum Handelsfachwirt der IHK findet ihr in komprimierter Form auch in unserer praktischen Lernkarten-App und den klassischen Lernkarten im A6-Format.

2 Kommentare
  1. David Guttmann - Lernkarten - Verlag
    Andreas Knüpfer sagte:

    Hallo David,

    dein Beitrag zur Lernpsychologie ist sehr interessant sowie auch lesenswert.

    Besonders möchte ich allen angehenden Handelsfachwirten und auch anderen Lernspezies das Buch “So lernt man lernen” (Angewandte Lernpsychologie – ein Weg zum Erfolg) von Sebastian Leitner ans Herz legen.

    Ich selber habe das Buch bereits schon mehrfach gelesen und es ist wirklich eines der besten Bücher, die es zum Thema Lernen und auch lebenslanges Lernen gibt.
    .
    Ich bin jetzt 57 Jahre alt und habe meine Prüfung zum “Handelsfachwirt mit AdA” schon 1994 abgelegt und im Jahr 2018 noch einen Abschluss als “Fachkraft für Lagerlogistik” über einen externen Lehrgang absolviert, da ich seit vielen Jahren in der Logistik tätig bin..Zusätzlich belege ich eventuell noch einen Lehrgang zum “Logistikmanager IHK”, denn wer rastet der rostet!

    Es grüßt Andreas

    Antworten
    • David Guttmann - Lernkarten - Verlag
      David Guttmann sagte:

      Hallo Andreas,
      vielen Dank für dein positives Feedback und deine Literaturempfehlung. Sebastian Leitner war auch derjenige, welcher das Lernen mit Lernkarten und dem 5-Fächer-System erfunden und etabliert hat. Diese sehr effektive Lernmethode hat mich auch damals dazu gebracht diese Lernkarten und Apps für den Handelsfachwirt ins Leben zu rufen. Es gibt aber auch andere Methoden die sich beim Lernen mit Karteikarten bewährt haben. Zum Beispiel kann man einzelne Lernkarten, deren Stoff noch nicht so sitzt, an bestimmten Orten in der Wohnung verteilen – bspw. über der Spüle, gegenüber der Toilette oder dem Badezimmerspiegel. So wird man mit dem Lernstoff ständig konfrontiert und wiederholt ihn somit öfter.

      Antworten

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